Mallorca - nur emotionale Rendite - 12.3 Schleichende Enteignung

Mallorca - nur emotionale Rendite

Als das Bankensystem im Jahr 2008 vor dem Zusammenbruch stand, klang das Wort vom ehrbaren Kaufmann zwar etwas bizarr angesichts der beklagten Realitäten, aber längst nicht mehr altmodisch, sondern verheißungsvoll. Die Staaten Europas nennen ehrbares Verhalten in kühler Sprache „good gover- nance“ und meinen ein kluges, verlässliches, auf funktionierende Institutionen gestütztes Regieren. 12.3 Schleichende Enteignung Die Sinnhaftigkeit, dieses Buch zu schreiben, erkennt man schon fast umfäng- lich aus den Ereignissen vom März 2013, die bei der „Rettung“ Zyperns zu beobachten waren. Was ist passiert? Das EU-Parlament und die EZB haben vor wenigen Tagen der zypriotischen Regierung ein Rettungspaket angeboten um den Staatsbankrott zu verhindern. Einlagen, besonders von Kleinanlegern, galten bisher in der EU als heilig. Im Rettungspaket werden nunmehr diese Kleinanleger unter Missachtung des geschützten Betrages von 100.000 Euro mit zur Kasse gebeten. Das zerstört enorm Vertrauen in Europa. Dass Sparer an der Sanierung insolventer Banken beteiligt werden sollen, bevor Aktionäre und Besitzer von Anleihen zur Kasse gebeten werden, ist nicht nur ein Zeichen der in Brüssel herrschenden ord- nungspolitischen Verwirrung, sondern stellt auch einen Paradigmenwechsel sondergleichen dar. Der Aufschrei „Enteignung“ hallte deshalb zu Recht durch Europa und weit darüber hinaus. Ob man die inzwischen von der Regierung in Nikosia wieder zurückgenommenen, kurzfristigen Massnahmen zur Rettung von Banken nun als Stabilitätsabgabe, Steuer, Enteignung oder als Diebstahl bezeichnet, bleibt jedem vorbehalten. Es ist jedoch ein Faktum, dass die Sparer in weiten Teilen Europas schon seit mehr als zwei Jahren kalt enteignet werden. Der Albtraum manifestiert sich durch negative Realzinsen und eine finanzielle Repression. Besserung ist noch für lange Zeit nicht in Sicht. Seite 157 Ein Kontinent auf dem Irrweg

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